Ein Fest der Stimmen

Der erste Akt im Tempel zu Jerusalem: Zacharias (llia Popov) droht Fenena (Larissa Francisci) zu erdolchen. Zweimal war Verdis Freiheitsoper „Nabucco“ am Wochenende im ausverkauften Innenhof des Klosters Wiblinqen zu sehen.
FOTO: VOLKMAR KÖNNEKE


Standing Ovations für Verdis „Nabucco“ im Klosterhof Wiblingen

Der Klosterhof Wiblingen wurde an zwei Abenden zur Opern-Arena für 2300 Zuschauer. Überragend Carlo Maria Cantoni in der Titelrolle des Nabucco. Bewegend: Verdis „Gefangenenchor“.

Standing Ovations, Bravo-Rufe, und ein riesiger Schlussapplaus für das musikalische Großaufgebot. Wolfgang Gröhs, der Maestro aus Wien, hetzt von der Bühne. Tatsächlich ein Dacapo: der Gefangenenchor „Va, pensiero, sull'ali dorate“, die Klage der jüdischen Sklaven, wird wiederholt. „Zieht, Gedanken, auf goldenen Flügel“ - Verdis Chor-Hit hat im Herzen eines jeden Opernliebhabers einen unauslöschlichen Platz: Ewigkeitsmusik, bewegend bis zum gehauchten Ausklang. Geradezu Andacht im ausverkauften Klosterhof.

„Molto bene, Petrus muss ein Verdi-Freund sein,“ strahlte Loretta Braschi, die künstlerische Leiterin der Tourneeproduktion, die mit mehr als 100 Mitwirkenden den italienischen Musik-Sommer wieder nach Wiblingen brachte. Dank großzügiger Sponsoren geht der Erlös der Aufführungen - über 35 000 Euro - an die Aktion 100.000 und Ulmer helft.

Verdis große Freiheitsoper „Nabucco“, die im biblischen Zeitalter mit alttestamentarischem Inhalt zwischen verfeindeten Babyloniern und Hebräern spielt, im Klosterhof? Passt doch! Eine imposante Kulisse, ein Event für Kenner wie für Neugierige, für passionierte Opernfreaks wie Ersttäter, denen durch Verdis Melodienfülle warm ums Herz wurde. „Wunderschön, großartig, einmalig,“ so der einhellige Kommentar vieler Befragter vorm Mikrofon eines Radio-Reporters.

Sein packendes Drama handelt von Unterdrückern und Unterdrückten, Tyrannei und Freiheitssehnsucht, Machtgier und Religion, von Liebe, Hass und Tod. Das traf während der italienischen Vereinigungsbestrebungen (Risorgimento) den Nerv der Menschen. Bis heute.

Die Erwartungen erfüllten sich durchweg in der traditionellen Inszenierung Das statuarische Rampensingen, Einheitsbühnenbild, sparsame Requisiten, Lichteffekte, immerhin aufwendige Kostüme - viel besser kann man mit dem Klosterhof-Ambiente nicht umgehen. Was zählte: Verdis mitreißende (mikrofonierte) Musik zwischen beseelter Italianità und dramatischer Wucht. Unbedingter Verlass war auf den Chor vom Opernhaus Klausenburg in seinen wichtigen Partien.

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